Oh wie schoen ist Canada


Nach einer gefuehlten Ewigkeit melde auch ich mich mal wieder schriftlich zurueck, lege euch einige meiner Empfindungen offen und dachte ich beantworte auch gleichzeitig einige uns haeufig gestellten Fragen, sei es von Freunden aus Deutschland oder Freunden hier aus unserer Wahlheimat, wozu ich auch gleich zu der ersten Frage komme.


Welches Land ist Heimat?

Ich erklaere den Leuten immer, dass Canada unser zu Hause ist, wo wir uns wohl fuehlen und wo wir hin gehoeren. Und das fast vom ersten Tag an. Ich wuerde luegen, wenn man sich sofort nach der Ankunft heimisch gefuehlt haette, denn dazu gehoeren meiner Meinung nach unter anderem die eigenen vier Waende, ein eigenes Bett und dann wirklich das Verstaendnis was da eigentlich gerade innerhalb von zwei Monaten geschehen ist. Ist man psychisch und auch physisch angekommen stellt sich dann langsam aber sicher das Heimatgefuehl ein. Das passierte bei mir allmaehlich nach ca. einem Monat. So wirklich vertanden habe ich es als ich angefangen habe zu Arbeiten.An manchen Tagen oder zu bestimmten Situationen oder an bestimmten Orten wird mir bzw. uns immer wieder bewusst, das wir wirklich hier sind, wie sehr wir dieses Land lieben, was wir fuer ein unfassbares Glueck haben hier leben und unser Geld verdienen duerfen und es dank unserer PR auch nicht mehr verlassen muessen. Um nochmal spezifisch auf die Worte „zu Hause“ und „Heimat“ einzugehen. Heimat wird fuer Joe und mich immer Deutschland sein, da wir dort aufgewachsen und zu den Menschen herangewachsen sind, die wir heute sind. Dort wo wir unsere Wurzeln haben. Ein anderer fester psychischer Anker sind natuerlich Familie und Freunde.Zu Hause definiere ich fuer mich als den Ort oder als das Land wo ich mich persoenlich mit identifizieren kann, mich wohl fuehle, das Gefuehl habe angekommen zu sein und mit dem Herzen zuhause bin. Der Ort an dem es sich richtig anfuehlt, in jeder Hinsicht. Dort wo man gluecklich ist, schwerelos und teils gedankenlos sein kann.Das ist fuer mich zu Hause. Und das ist der Westen Canadas fuer mich und ich weiss ich spreche da auch im Namen von Joe.


Heimweh vs. Fremdweh

Immer mal wieder werden wir gefragt: Habt oder hattet ihr eigentlich Heimweh? Diese Frage hat eine ganz klare Antwort. Nein. Natuerlich hat man gewisse Situationen wo einen die „Vergangenheit einholt“ und man sich dann gewisse Personen herbei wuenscht. Mir kommt bei solch einer Frage immer wieder eine bestimmte Situation, ein bestimmter Abend in den Kopf an dem Joe und ich in unserem damaligen Apartment ein peruanisches Gericht gekocht haben, welches uns einer unserer engsten Freunde beigebracht hat. Dazu haben wir spanische Musik gehoert und Cuba Libre getrunken, genau so wir es zuvor an vielen Abenden in Deutschland mit eben diesen lieben Menschen getan haben: Lui, Conce, Andreas und Julia.
Und plötzlich kullern einem die Traenen. Nicht weil man Heimweh hat, sondern einfach weil man diese besonderen, vertrauten und geschaetzten Menschen vermisst und die Gespraeche.
Neben Menschen die man zurueckgelassen hat vermisst man natuerlich auch andere Dinge wie zum Beispiel spezielle Speisen, das ein oder andere Produkt aus dem Supermarkt oder den Paelzer Wald mit seinen Burgen. Aber ueber solche saechlichen Dinge kann man hinwegsehen und sich teils auch entwoehnen.
Als Ausgleich dazu sind wir in 2 ½ Autostunden inmitten der Rocky Mountains und haben auch sonst eine wahnsinning tolle und weitlaeufige Natur vor der Haustuer. Und dort stellt sich dann bei mir eher Fernweh ein, die Sehnsucht noch hoeher in den Nord- Westen zu gehen, weiter weg von Grossstaedten, Menschen und Zivilisation.Aber da Joe und ich bisher eigentlich immer alles gemeinsam geschafft haben, was wir uns ertraeumt haben blicke ich der Zukunft recht positiv entgegen. 


Denkt und/ oder traeumt ihr eigentlich in Englisch?

Oh ja und es ist wirklich seltsam wenn man sich dabei zum ersten Mal ertappt.
Ich erinnere mich noch sehr gut an ‚mein erstes Mal’: Ich war auf der Arbeit und habe Besteck gezaehlt, da ich den Mittagstisch eindecken wollte. Und anstatt auf Deutsch zu zaehlen ertappte ich mich bei der Haelfte dabei, dass ich es auf Englisch mache. Das hat mich dann so aus der Bahn geworfen das ich von vorne anfangen musste. Joe hat mir ‚sein erstes Mal’ wie folgt erzaehlt. Einer seiner Kumpel hier ist gebuertig aus Schweden. Eines Tages stand Joe unter der Dusche und dachte ueber dies und jenes nach, unter anderem: I’d like to know if Johan thinks in English or Swedish (Mich wuerde interessieren, ob Johan in Englisch oder Schwedisch denkt). Und realisiert plötzlich, dass er ja selbst in Englisch gedacht hat.
Das erste Mal in Englisch traeumen ist auch ziemlich komisch, ich persoenlich weiss aber nicht mehr wann und ueber was es war. Mittlerweile denke und traeume ich 50: 50, wenn nicht sogar mehr Englisch, was nach fast drei Jahren in Canada aber denke ich normal ist wenn man jeden Tag von dieser Sprache umgeben ist und sie spricht.

Meine Firearms Licence ist auch endlich eingetroffen

Welche Sprache sprecht ihr zu Hause?

Ich wuerde es zu Hause „Denglish“ nennen, eine gesunde Mischung. Sei es der Satzbau oder die Woerter. Uns faellt das Englische teils einfacher wie das Deutsche. Und immer mehr ertappen wir uns dabei komplett Englisch zu reden. Was anfangs irgendwie eine kleine Hemmschwelle hatte oder ungewohntes Verhalten seinem Partner gegenueber war, ist mittlerweile Normalitaet geworden. Und wenn wir ausser Haus sind, sei es zum Essen, Einkaufen oder was auch immer der Grund ist, wird selbstverstaendlich die Landessprache gesprochen, da gibt es kein Wenn und Aber. Durch den Berufsalltag sprechen wir beide mittlerweile fliessend die Sprache, was dazu fuehrt, dass besonders mir deutsche Woerter nicht mehr sofort einfallen und ich sie zum passendem Zeitpunkt abrufen kann. Als wir ins Haus gezogen sind habe ich fuer meine Mama ein kleines Video gedreht um ihr die Raeumlichkeiten zu zeigen. Jetzt glaubt nicht das mir das Wort Wohnzimmer eingefallen ist, ich musste Joe fragen und kam mir doch ziemlich dusselig vor. Oder genau jetzt, wo ich diesen Beitrag verfasse muss ich staendig den Satzbau korrigieren, frage mich ob es das ein oder andere Wort so tatsaechlich gibt und ob die Rechtschreibung stimmt. Ein anders Thema ist die deutsche Tastatur, die man nicht mehr gewoehnt ist. Und die Woerter sehen immer seltsamer aus da man sie nicht mehr hauefig verwendet.


Was ist an Canada anders als an Deutschland?

Nun, wo faengt man da an und hoert auf? Das ist fuer mich eine wirklich komplexe und haeufig gestellte Frage und schwer so zu beantworten, da es der Fragensteller nicht wirklich nachvollziehen kann, ohne selber dieses Land je betreten zu haben. Mit „alles“ kann man es sicher nicht beantworten, natuerlich ist auch unser Traumland Canada nicht perfekt, sei es teils von der politischen Perspektive oder der Zwischenmenschlichen.  Joe hatte das Thema ja ebenfalls schon im vorheringen Beitrag aufgegriffen und wir beide haben da eigentlich die gleiche Meinung. Viele Menschen sind hier recht oberflaechlich, was aber einfach die Mentalitaet ist und sicherlich keineswegs boese gemeint. Entweder man arrangiert sich damit oder regt man sich drueber auf. Ich versuche mich einfach daran zu gewoehnen. Andere Laender andere Sitten. Und momentan kann ich nur ueber die Albertaner urteilen, da wir noch in keiner anderen Provinz oder einem anderem Territorium gelebt haben. First of all: Die Menschen sind freundlicher. Aber unter uns gesagt ist das auch nicht sehr schwer wenn man aus Deutschland kommt. Aber ich glaube diesbezueglich hatte sich Joe auch schon geaeussert.
Freiheit, das ist ein sehr grosses und wunderbares Wort und die hat man hier. Sei es die Groesse des Landes oder „nur“ der Provinz. Das kann leider niemand nur ansatzweise begreifen, der noch nie hier war. Ich will keinesfalls ueberheblich und /oder arrogant klingen, aber es ist die Wahrheit, man kann es erst verstehen wenn man hier war und selbst dann ist es eigentlich unmoeglich. Joe und mir ging es ja nicht anders. Ihr habt sicher schon mal die ein oder andere Reportage ueber Canada im Fernsehen geschaut und habt habt gedacht das es ja Wahnsinn ist wie schoen und gross das Land ist, so viel Natur und wilde Tiere, aber im gleichen Gedankengang denkt man dann das man mit Kameratechnik viel machen kann. Aber die Wahrheit ist, dass es wirklich so ist wie es euch Reportagen vermitteln. Und man hat natuerlich auch mehr Freiheiten und Moeglichkeiten was die Freizeitaktivitaeten betrifft. Will ich Angeln, gehe ich in den naechsten Allzweckmarkt und kauf mir eine Lizenz.
Will ich Jagen, mache ich an zwei Tagen meinen Jagd- und Waffenschein. ( Hat Vor- und Nachteile, stimme ich definitiv zu) Will ich Boot fahren, mache ich online einen $30 Kurs und dann kann es los gehen. Wie sagt man so schoen: Hier bin ich Mensch, hier kann ich sein.

Unsere Briefkaesten (ca. 2 km vom Haus entfernt)


Das Mitbringen von Getraenken, das Ausziehen der Schuhe und die Essgewohnheiten hatte Joe ja schon angerissen. Was sehr anders ist sind zum Beispiel die Lieferzeiten. Bestellt man in Deutschland bei einem Onlineversandhaus, hat man es manchmal den gewuenschten Artikel schon am naechsten oder am uebernaechsten Tag. Nicht hier. Hier warten man gut und gerne schonmal 3-4 Wochen und laenger je nach Versandort. Liegt bei der Groesse des Lande ja auch nah, ist am Anfang jedoch eine ziemliche Umstellung.

  • Die Groesse der Kuehlschranke und der Backoefen (man muss ja schliesslich zu Thanksgiving einen Turkey reinbekommen)
  • Die Lichtschalter
  • Der Signalton und das Blaulicht von Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr.
  • Die Schloesser auf Toiletten, sei es oeffentlich oder privat.
  • Die ueberirdischen Stromleitungen.
  • Die Zeitangabe im 12 Std Format anstatt 24 Std
  • Die Datumsangabe, als Beispiel mein Geburtstag: 03/27/1985 oder March 27th 1985.
  • Die Berge sind groesser
  • Die Vielfalt der Tiere. Man mag es nicht glauben aber wir haben sogar Kolibris.
  • Die Entfernungen nimmt man anders wahr. Man faehrt hier mal spontan nach Edmonton und es fuehlt sich an wie ein Katzensprung obwohl es eine Stunde Fahrtzeit ist (einfach). „You know you’re Canadian when you measure distances in hours and not in kilometers“ „Du weisst du bist Kanadier wenn du die Entfernungen in Stunden und nicht in Kilometern angibst“

Die Temperaturen brauch ich ja sicher nicht wirlich zu erwaehnen. Die variieren von positiv 40 Celsius bis negativ 40-45 Celsius, je nach Wohnort auch noch kaelter.

Das Wasser aus den Haehnen in der Stadt. Dies ist staerker gechlort und schmeckt am Anfang allein beim Zaehne putzen furchtbar. Man gewoehnt sich dran, auch dass das Wasser in den Restaurants und Bars oftmals danach schmeckt. Auf dem Land, wie bei uns, bezieht man Grundwasser aus Brunnen und das ist je nach Ort unterschiedlich gut. Unser Wasser nehme ich zum Kochen und auch fuer Kaffee und Tee. Wir werden demnaechst eine Probe einschicken ob es auch ungekocht bedenkelos trinkbar ist. Geschmacktlich ist es gut, ab und an schmeckt es etwas mehr nach Eisen.Im Vergleich dazu haben unsere Vermieter, die nur ca. 100 Meter Luftlinie von uns weg wohnen, einen anderen Brunnen und dieses Wasser riecht manchmal sehr schwefelhaltig.Die Muellentsorgung auf dem Land. Wir muessen selber Sorge tragen und unseren Muell auf die Deponie fahren.Die Post kommt nicht ans Haus sondern wird an eine Sammelmailbox geliefert zusammen mit 19 anderen Kompartments.

Ausblick von unserem Zimmer aus in der Cabin von Freunden (Buck Lake, Alberta)


Koennt ihr euch vorstellen zurueck nach Deutschland zu kommen?

Nein. Ich denke Joe und ich wuerden eine schwere Depression bekommen. Deutschland ist fuer uns zum Leben keine Option mehr. Nicht in diesem und auch in keinem weiteren Leben.
Wir wuerden eingehen wie Baeume, die zu wenig Platz haben und zu wenig Licht bekommen, da zu viele andere Baeume um sie herum stehen und sie bedraengen. Ich denke dieses Beispiel passt perfekt. Mir persoenlich „graut“ es jetzt schon vorm ersten Deutschlandbesuch. Nicht der Familie und Freunde wegen und auch nicht vor der alten Heimat an sich. Mir graut es vor der Enge, den vielen Menschen, den engen Strassen, der Unfreundlichkeit und Unzufriedenheit vieler Mitmenschen. Aber ich koennte ewig schreiben und wuerde euch nur langweilen, was ja keinesfall in unserem Blog passieren soll. Ich hoffe wir schlagen uns da ganz gut bisher.

Ein Nachmittag im Wald (Twin lakes, Alberta)


Habt ihr keine Angst vor den ganzen wilden Tieren? Wie schuetzt ihr euch dagegen?

Anfangs ist es schon ein mulmiges Gefuehl hier in den Wald zu gehen und man erwartet hinter jedem Baum und jeder Biegung einen Todeskampf. Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Aber man geht ohne Bearspray am Guertel oder Waffe nicht ins Bearcountry. Nebst Grizzlies und Blackbears ( die jetzt bei uns nicht durch den backyard wandern) haben wir hier noch Cougars (Bergloewen bzw. Pumas) vor denen ich persoenlich mehr Bammel habe, da man sie sie nicht hoert und sieht bevor die Tiere das moechten.Dann haben wir natuerlich noch Elche (Moose) und Wapitis (Elk) die einem auch, besonders in der rut (Brunft), gefaehrlich werden koennen. Und last but not least Woelfe und Kojoten. Letzteres wird einem als Mensch eher weniger gefaehrlich, dennoch ist es ein wildes Tier was seinen Instinkten folgt und man es nicht unterschaetzten darf. Es schadet nicht sich in einem abgelegenenen Gebiet hin und wieder umzudrehen, da gerade die Mietzekatzen sich gerne von hintern anschleichen (Beispiel folgt spaeter). Auch auf die Baeume sollte man achten, dort sitzen sie ebenfalls gern und lassen sich wohl dann auf die Beute drauffallen um sie zu reissen.Fuer jedes Raubtier gibt es verschiedene Verhaltensregeln falls es zu einem Aufeinandertreffen kommen sollte. Diese sollte man verinnerlichen und die Unterscheidungsmerkmale kennen. Damit meine ich Schwarz- und Braunbaeren (Grizzly). Denn die Verhaltenmuster bei so einem sog. Encounter (Aufeinandertreffen) sind grundverschieden. Verhalte ich mich falsch, kostet mich das unter Umstaenden mein Leben. Generell sind Baeren eher menschenscheu und meiden uns, dennoch duerfen wir nicht vergessen, dass wir in deren Territorium eindringen und sie evtl. ueberraschen. Deshalb immer „laut“ sein und auf sich aufmerksam machen, das der Baer gar nicht erst ueberrascht werden kann. Kommt es dann doch zu einem Treffen muss ich in der Lage sein die Baeren zu unterscheiden, um das richtige Verhalten anwenden zu koennen.

Vergleich Grizzly (oben) - Schwarzbaer (unten)
Ein Schwarzbaer (unteres Bild) muss nicht schwarz sein, seine Fellfarbe variert von blond bis braun bis hin zu natuerlich schwarz. Schwarzbaeren sind ausgewachsen kleiner als ein ausgewachsener Grizzly (Braunbaer). Schwarzbaeren haben hundeartige Gesichter, die Nase verlaeuft gerade und eins der wichtigsten Merkmale: Ein Schwarzbaer hat keien Hoecker auf dem Ruecken. Und ganz wichtig, Schwarzbaeren klettern auf Baeume und das verdammt schnell.

Ein Grizzly (oberes Bild) variiert auch in der Fellfarbe wie ein Schwarbaer, das reicht von einem sehr dunklen braun bis hin zu fast komplett blond. Grizzlies sind wesentlich groesser wie ihre Verwandten und haben ein typisches Baerengesicht, sehr rund und „freundlich flauschig“. Diese Art Baer besitzt den erwaehnten Hoecker welchen man auf dem Bild deutlich erkennt und ist dadurch eindeutig zu identifizieren.

Schwarz - and Grizzly Baer:
  • Ruhig bleiben.
  • NIEMALS wegrennen, das weckt den Beute-und Spieltrieb.
  • Den Abstand vergroessern, sich ruhig und langsam entfernen ohne dass man dem Baeren den Ruecken zudreht.
  • Keinen direkten Augenkontakt.
  • Kontinuierlich sprechen.
  • Das Gebiet verlassen mit einem moeglichst grossem Umweg.
Das Verhalten beobachten; ist er aggressiv?
Stampft er mit den Vordertatzen auf den Boden, schnauft und grunzt er, schwankt mit dem Kopf? Ja, dann ist er aggressiv. Stellt er sich auf? Dann verschafft er sich erst mal nur einen Ueberblick von der Situation.

Setzt der Baer zum Angriff an:

Schwarzbaer: Wie man hier so schoen sagt- Spray the shit out of it with bear spray. Sprueht ihn voll mit Bear Spray. Das Problem hierbei ist, dass er auf mindesten 5 Meter an dich rankommen muss und man sollte nicht gegen den Wind stehen. Greift er trotzdem an: Kaempf um dein Leben, verteidige dich mit allem was zu hast und hoffe das Beste. Kletter niemals auf einem Baum, der Baer ist eher oben wie du. Rennt der Baer auf einen zu sollte man versuchen so gross wie moeglich zu erscheinen (Arme ausbreiten) und laut sein.

Grizzlybaer : Das gleiche- spray the shit out of it. Greift dich ein Braunbaer an heisst es auf den Bauch legen, mit deinen Haenden das Genick schuetzen und tot stellen. Laesst der Baer von dir ab mindestens weitere 30 Minuten (eher laenger) in dieser Position verharren. Auf keinem Fall versuchen gross zu erscheinen, dies bewirkt beim Grizzly das Gegenteil.

Ich wollte euch jetzt keinesfalls Angst machen und euch abschrecken uns mal zu besuchen.
Es werden jedes Jahr Menschen von Baeren angegriffen, manche getoetet. Aber zu 99% ist es auf ein Fehlverhalten der Person zurueck zu fuehren, denn wir stehen eigentlich nicht auf dem Speiseplan eines Baeren, von daher: Relax. Oder zumindest versucht es. Man wird gelassener mit der Zeit.

Verhalten bei einem Cougar Zusammentreffen ist aehnlich wie bei den Baeren.
Ruhig bleiben, langsam und ruhig entfernen, niemals den Ruecken zudrehen. Kinder sofort auf den Arm nehmen, da vermutet wird das Pumas besonders Kinder angreifen wegen der hellen Stimme. Gross machen, nicht ducken oder verstecken.
Ist er aggressiv: Sich mit einem grossen Stock bewaffnen um etwas Distanz zu wahren.
Wenn ein Cougar angreift gilt dieselbe Regel wie beim Schwarzbaer: Kaempf um dein Leben, auch wenn die Chancen leider sehr gering sind.
Auch im Falle vom Cougar empfiehlt es sich laut zu sein und sich gross zu machen.

Eine gute Freundin hat uns von einem Vorfall erzaehlt den Freunde von ihr vor Kurzem erlebt haben: Papa geht mit Sohnemann in den Wald. Kind faellt hin, Papa dreht sich um und sieht einen Puma in Angriffsposition ein paar Meter hinter seinem Kind. Gluecklicherweise hatte er ein Gewehr mit sich und konnte durch das Strecken des Tieres seinem Sohn das Leben retten.

Mein erstes selbst erlegtes Wild, eine Ruffed Grouse (Kragenhuhn)


Hat Canada eure Freizeitaktivitaeten veraendert?

Zu den sogenannten Hobbies, die eigentlich rueckblickend nur eine Verschwedung unserer Lebenszeit waren, mal komplett abgesehen vom Wandern und mit Freunden treffen, brauch ich glaube ich nicht weiter eingehen. Jeder der uns nur ansatzweise kennt weiss die Antwort.
Jen, eine mittlerweile sehr gute Freundin von mir hat mir letztens diese Frage gestellt, interessanterweise Sekunden nachdem ich selbst in Gedanken zu mir sagte: Ach Gott, wenn ich jetzt in Deutschland waere wuerde ich wahrscheinlich  die meiste Zeit mit Joe auf der Couch verbringen; was ja weiter nicht schlimm ist aber wenn man in dem Moment wo man diesen Gedankengang hat mit ner guten Freundin am Lagerfeuer am See sitzt, unsere Maenner mit dem Boot ne Runde auf dem Wasser drehen wirkt dieser Gedanke leicht grotesk, befremdlich und komisch. Jen konnte nicht fassen, dass wir in Deutschland weder Jagen, Angeln noch Campen gegangen sind. Ja, wir haben uns sehr veraendert, nicht vom eigentlichen Charakter her sondern von der Grundeinstellung, den Sichtweisen und Blickwinkeln. Ich, und ich weiss das geht meinem Mann genauso, schaue kritischer auf viele Dinge, Urteile nicht ueberschnell sondern denke erst drueber nach und versuche den Gegenueber zu verstehen und die jeweileige Situation, auch wenn die andere Sichtweise fuer mich/uns in dem Moment ganz und gar nicht nachvollziehbar ist. Zudem denke ich, das ich entspannter geworden bin. Ja, lacht ihr ruhig. Kathi und entspannt. Ich gebe zu ich rege mich noch auf und das mache ich auch gerne und berechtigt. Dennoch weitaus weniger als ich es in Deutschland getan habe.

Bei Freunden im Garten (Buck Lake, Alberta)


Ist euch der Winter nicht zu kalt?

Ganz klares Nein! Es ist natuerlich um einiges kaelter als in Deutschland, besonders im Vergleich zu der wunderschoenen Pfalz, aber die richtige Kleidung macht da den Unterschied. Die Winterstiefel die wir hier tragen, wuerde man in Deutschland sicher als Moonboots bezeichnen. Ein weiterer und wichtiger Faktor ist hier in Alberta die Luftfeuchtigkeit. Die ist an den meinsten Tagen sehr gering und daher laesst es sich auch bei -36 Celsius drei bis vier Stunden im Wald aushalten wenn man nicht verfroren ist und entsprechende Kleidung hat. Aber dann merkt man doch wie man langsam frostbite (Erfrierungen) bekommt und macht dann entweder ein Feuer oder tritt den Heimweg an.
Der Winter ist hier wunderschoen und wir haben eine Schneegarantie. An die Skifahrer unter euch: Kommt her, es lohnt sich sicher da wir den beruehmten „Champaign Powder“-Schnee haben.

Ich hoffe ich habe euch mit diesem Beitrag nicht gelangweilt, nicht zu viele Dinge Joe nachgeschrieben und konnte einigen von euch offene Fragen beantworten, Unwissenheiten beseitigen und die Neugier stillen. Canada ist ein wundervolles Land und wir wuerden uns freuen es euch zeigen zu koennen, zumindest einen Bruchteil davon. Es ist sicher eine Reise wert, das verspreche ich euch.



Take care,

Kat







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